Toni, mi amor – der TORWORT-Rückblick

Artikel veröffentlicht in TORWORT-Lesungen am 01.08.2022
Erstellt von TORWORT - Die Fußball-Lesung

Toni, mi amor – der TORWORT-Rückblick

Toni Schumacher hatte die spärliche Luft in der Hammondbar noch keine zehn Sekunden eingeatmet, da wurde er schon mit „Toni, Toni“-Sprechchören überschüttet. Die Kneipe verbeugte sich vor dem Mann, dem es vergönnt ist, nicht nur zwei WM-Finals gespielt zu haben, sondern auch bei der letzten Deutschen Meisterschaft des 1. FC Köln dabei gewesen zu sein. Schon zuvor hatte das große TORWORT-Comeback nach knallharten zweieinhalb Jahren Corona-Pause echte Maßstäbe gesetzt. Doch spätestens mit der Einwechslung des ehemals besten Torhüters der Welt, nahm die Veranstaltung ein so rasantes Tempo auf, das wohl auch die kühnsten Optimisten so nicht erwartet hatten. Doch der Reihe nach.

Nach einer fast endlosen Zeit seit dem letzten TORWORT-Auftritt in der Hammondbar, die auch an diesem Samstag wieder in ihrem leicht süffigen Rot den Gästen entgegen dämmerte, konnten wir es kaum erwarten, endlich wieder das TORWORT-Mikro aufzudrehen. Und um kurz nach acht war es vor ausverkauften Rängen dann endlich so weit. Und der Abend begann gleich mit einem emotionalen Schwartenkracher. Denn TORWORT-Bandleader Freddy hatte die lange Pause genutzt, um den perfekten Song zu schreiben – den TORWORT-Song. Die Weltpremiere des Lieds war nicht nur ein sensationeller Auftakt für einen grandiosen Abend, sondern eine der ganz großen Stunden in unserer Veranstaltungsreihe. Keine Frage, dass dieser Song ab sofort jede TORWORT-Lesung eröffnen wird.

Gleich nach dem musikalischen Auftakt, startete dann die Lesung mit einem launigen Nachruf auf die kürzlich verstorbene „DIE MANNSCHAFT“. Eine kurze Schweigeminute für den misslungenen Marketing-Claim und schon konnte es so richtig losgehen. TORWORT-Mutter Sascha Theisen begann mit einem Stück über das Innenleben des Jogi Löw, das diesen in einem Leipziger Hotelzimmer aufspürte, um dort in seine versonnenen Gedanken an vergangene große Zeiten einzutauchen. „Högschte Tristesse“ war ein gelungener Auftakt in einen Abend, der noch so viel bereit hielt.

Nach dem textlichen Einstieg wurde eine Runde des beliebten „Quando“ gespielt – das gute alte TORWORT-Spiel, das selbst hartgesottenen Fußball-Fachleuten die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Schnäuzer-Quando stand auf dem Programm und deckte erbarmungslos fachliche Lücken in weiten Teilen des Publikums auf. Weder der Schnäuzer von Rudi Völler noch der von Gerd Müller konnten zeitlich in die richtigen Dekade eingeordnet werden – eine bittere Erkenntnis für viele vermeintliche Fachleute, die nun sicher öfter ihre Nase in die fußballerische Fachliterarur stecken werden, um Schnäuzer-Jahreszahlen auswendig zu lernen. Gut so! 

Nach der Quando-Runde kam TORWORT-Spezi Axel Post auf die Bühne. Die Edelfeder hatte einen Text geschrieben, der Erling Haaland und Mino Raiola bei ihrem letzten gemeinsamen Hummer-Mahl belauschte – ein wahres literarisches Glanzstück, das jedem Museum (wenn es denn solche für Texte gäbe) gut zu Gesicht stünde. 

Die wohlverdiente Halbzeit kam den meisten Gästen wohl gelegen, ohne dass sie wussten, was die zweite Hälfte TORWORTs für sie für sie bereithalten würde. Denn Harald „Toni“ Schumacher sollte die Hammondbar rocken, wie kaum jemand zuvor. Nach der lautstarken Begrüßung der kompletten Kneipe, nahm er auf dem Podium Platz und startete ein Feuerwerk an Anekdoten aus seiner ereignisreichen Karriere, die die Besucher – für viele von ihnen war hier das absolute Kindheitsidol zu Gast – nur so von ihren Plätzen riss. Ein Blick auf soziale Posts einiger Besucher beschreibt die Eindrücke besser als jeder Satz es an dieser Stelle könnte.

Toni lief mit uns noch ein Mal ins Hamburger Volksparkstadion ein, wo er einst mit dem FC unter Hennes Weisweiler Deutscher Meister geworden war. Er tauchte noch einmal ein in die Nacht von Sevilla, mit allen ihren Höhen und Tiefen. Er nahm uns mit ins Estadio Bernabeu, wo er sein erstes WM-Finale verlor. Er erzählte vom Schlucksee, von Stielikes Elfmeter und von Horst Hrubesch Gelassenheit – eine großartige Zeitreise für alle Beteiligten, die aber noch nicht zu Ende war. Denn auch das WM-Finale 1986 wurde reichlich betrauert. Doch bevor es dazu kommen konnte, war kein geringerer als Marc Wiese, Headliner der großartigen Band Kaufhaus Dahl am Start, um gemeinsam mit Toni und der gesamten Kneipe den 86er-Kracher „Mexiko mi Amor“ zu schmettern. Begleitet von der Wiese an der Gitarre startete so schon das zweite musikalische Highlight in den TORWORT-Orbit.

Wie immer ging der TORWORT-Abend viel zu spät zu Ende – nicht aber ohne stehende Ovationen für Toni Schumacher, der sich als einer der besten TORWORT-Gäste der letzten Jahre (in einer Reihe von ganz vielen großartigen) erwies. Gefühlte tausend Selfies und Umarmungen später, wurde er schließlich von der gesamten Kneipe unter großem Jubel im Taxi in die Nacht nach Hause geschickt. Vielen Dank Toni für einen großartigen Abend! 

Impressionen eines großen Abends:

Sascha Theisen

STAMMPLATZ-Gründer und Fußball-Romantiker