Die TORWORT-Konferenz: Sepp-Blatter-Pokal

Artikel veröffentlicht in TORWORT-Senf am 30.04.2020
Erstellt von TORWORT - Die Fußball-Lesung

Die TORWORT-Konferenz: Sepp-Blatter-Pokal

Herzlich Willkommen liebe Zuschauer und frohe Weihnachten an diesem wunderschönen Dezember-Nachmittag, an dem eines DER Sport-Spektakel des Jahres die Sponsoren und Fußball-Gleichgültigen der Welt in Atem hält: die Entscheidung im Sepp-Blatter-Pokal, der ein Jahr vor der so richtungsweisenden Weltmeisterschaft im Katar erstmals ausgespielt wird und heute an drei verschiedenen Standorten entschieden wird. Auf den Kayman Islands beobachtet unser Reporter Frederic Latz die Partie Vissel Kobe gegen Chicago Fire, die vor allem auf dem deutschen Absatzmarkt große Aufmerksamkeit genießt, weil die alten und unverbesserlichen Fußball-Romantiker Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger im direkten Duell aufeinandertreffen. Die zweite Partie des Tages findet in Peking statt, wo Guangzhou Evergrande mit Thomas Tuchel an der Linie auf Red Bull Leipzig trifft. Dort mit von der Partie in der Kommentatorenkabine, unser Mann für´s Eingemachte: der alte Hörfunk-Haudegen Stephan Kaußen. Und last but not least kämpft die Überraschungsmannschaft des Jahres, die Salmtalschänke Rivernich mit ihrem Mäzen, Trainer und Manager Klaus Toppmöller im dritten Spiel des Tages gegen Real Madrid darum, den eigenen Katar zu besiegen und am letzten Spieltag dieser von Panasonic, Hisense und Gaffel Kölsch gesponserten „High-Definition-Liga“ das Gesicht nicht zu verlieren. Denn das Team aus der Verbandsgemeinde Wittich-Land im Landkreis Bernkastel-Wittich in Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen sechs Partien nicht weniger als 212 Gegentreffer kassiert, was die Experten aber nicht überraschen konnte, war das Team doch medienwirksam über ein Hisense-Preisausschreiben zur Teilnahme am „Sepp-Blatter-Pokal“ gekommen. 256 Millionen Likes hatten die Stammgäste der Salmtalschänke eingesammelt, als sie im Rahmen eines Hisense-Instagram-Fotowettbewerbs nackt wie Gott sie schuf vor dem Kneipen-eigenen Flatscreen posiert hatten.

Aber all das ist Schnee von gestern, liebe Zuhörer in den Lametta-geschmückten Wohnzimmern. Denn heute geht es um die erste Ausgabe des „Sepp-Blatter-Pokals“ und die Ausgangssituation ist klar und deutlich: Vissel Kobe, Red Bull Leipzig und Real Madrid können sich noch im Fernduell die begehrte und hochdekorierte Krone sichern. Konkret: Die Mannschaft, die den höchsten Sieg einfährt, geht heute Abend im Konfetti-Regen unter und ist automatisch für die WM 2022 im Katar – Nationalmannschaften hin oder her – qualifiziert. Alle anderen müssen weiter am schnöden Vereinsfußball teilnehmen, um sich dort vor zahlenden Zuschauern, denen das Spiel tatsächlich etwas bedeutet, der Lächerlichkeit preiszugeben.

Wir beginnen unsere Konferenz nun im altehrwürdigen und leicht aus dem Rahmen der Spiele fallenden Bernabeu, bei unserem Reporter Sascha Theisen. Sascha, wie ist die Stimmung in Madrid?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Ja, vielen Dank an Dich, lieber Sven ins Funkhaus daheim. Die Stimmung hier in Madrid ist prächtig, wenigstens bei den gut 45 mitgereisten Rivenichern, die vor dem Spiel allerdings schon arg negativ aufgefallen sind, als sie den VIP-Bereich gleich neben der Cristiano-Ronaldo-Loge in Rekordzeit ausgetrunken hatten und dann – welch Frevel – tatsächlich schon 20 Minuten vor dem Anpfiff ihre Plätze einnahmen. Unter großem Getöse und zum widerwärtigen Ekel aller anwesenden Sponsoren und Partner feuerten sie mit Sprechchören wie „Wir sind Rivernicher und Ihr nicht!“ oder „Come on Salmtal Schänke“ – die nun wirklich der Vergangenheit angehören sollten – ihre Spieler schon beim Aufwärmprogramm an. Ja, so etwas sehen die Herren der FIFA mit ihren schwarzen Anzügen, den dunklen Sonnenbrillen und dem klaren Verhaltensregeln natürlich überhaupt nicht gerne. Aber sei´s drum. Auch das überleben wir noch. Jedenfalls pfeift Schiedsrichter Farid al-tot-auf-der-Baustelle aus dem Katar, dem freundlichen Gastgeberland der nächsten Weltmeisterschaft, nun das Spiel an. Das Stadion füllt sich langsam aber sicher – ganz so, als ginge es hier tatsächlich um Fußball. Ich schätze mal, dass bereits gut und gerne 800 Zuschauer im weiten Rund des Bernabeu auf ihren Plätzen angekommen sind. In diesem prähistorischen Tempel des Fußballs, der heute sein letztes Spiel erlebt, bevor Real dann ab der kommenden Saison im Real-Stadium in New York City spielt und hier an dieser Stelle ein Einkaufszentrum entsteht. Es ist also buchstäblich alles angerichtet für große 90 Minuten. Wie ist der Stand der Dinge auf den Kayman Islands, lieber Freddy? Haben sich Poldi und Schweini schon begrüßt? Und wie ist die Stimmung bei Euch – bei Vissel Kobe gegen die Fire, die Fire aus Chicago unter der Regie von Peter Neururer?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Danke, Sascha. Danke Funny Frisch. Hmmm das wird Funny dieses Spiel…. Die Partie zwischen Vissel Kobe und Chicago Fire der Moritz Fiege-Arena hier auf den Kayman Islands wird möglicherweise leicht verzögert angepfiffen, da statt der geplanten Tüten Chips mit der Geschmacksrichtung “Blattgold” tatsächlich “Ungarisch” ausgeliefert wurde. Ein ungeheurer Fauxpas – nachdem sich der letztjährige Europameister Ungarn in Orbanistan umbenannt hat… Funny Frisch daraufhin mit der Geschmacksrichtung “Orbanisch” nachzog, die allerdings kacke schmeckt – nur am Rande bemerkt. Wie dem auch sei… Poldi und Schweini haben ihr Aufwärmprogramm an der Playstation absolviert und Chicago-Coach Peter Neururer will nach dem Tripple nun auch den Sepp-Blatter-Cup holen.

Apropos Peter Neururer – wo ist eigentlich Peter Neururer? Bislang sind nur die Co-Trainer Peter Stöger und Alexander Bade zu sehen, die sich um die LAN-Verbindungen der Playstations kümmern, damit den Auswechselspielern nicht langweilig wird.

Gehen wir zunächst nach Peking ins “Tony-Modeste-sein-Berater-Stadion” zu Stephan Kaußen. Ni Hao, Stephan.  Guangzhou Evergrande empfängt den Deutschen Rekordmeister Red Bull Leipzig.

STEPHAN AUS PEKING:

Ein fröhliches HALLO aus Peking. Ja, RB der Rekordmeister. Was war die Aufregung groß als sich der FC Bayern 20 Meisterschaften abkaufen ließ im Tausch gegen eine lebenslange Lieferung von Brausetabletten und zwei Palletten bestem französischen Cognac für Karl-Heinz Rummenigge, den sie in den Ballsälen dieser Welt ja, wie wir alle wissen, aus gutem Grund den “Cognac-Kalle” rufen. Ja, das hat RB-Cheftrainer und Parteichef Ralf Rangnick geschickt verhandelt. Und mal ehrlich: Ist denn RB, sind die Rasenball-Fußballer aus der Stadt des Völkerdenkmals nicht auch echte Fußball-Traditionalisten? Das Märchen, dass dieser Klub, in Wahrheit einem Energy-Drink dient – ja, wer glaubt das denn noch ernsthaft? Ist es denn nicht der Rasenball-Ralf, der schon die Viererkette an Taktiktafeln erklärte, als Thomas Tuchel, der Trainer des heutigen Gegners, noch daheim in der Drei-Zimmer-Wohnung seiner Eltern die Cornflakes zählte. Also – da wollen wir das Dorf doch mal wirklich in der Kirche lassen, liebe Business-Freunde daheim an den Radiogeräten.

Ganz kurz und der Vollständigkeit halber noch zum Fußball: Beide Teams stehen zum Anstoß bereit – Rangnicks RB und Tuchels Guangzhou Evergrande. Evergrande-Kapitän Mesut Özil  – der Mann mit der schon legendär vorbildlichen Körpersprache – hat den Ball am Fuß. Und los geht´s. In Madrid wird schon etwas länger gespielt, weil hier vor dem Spiel noch der Regionaligist Alemannia Aachen an den meistbietenden chinesischen Investor versteigert wurde. Für die Aachener zu Hause, an dieser Stelle:  Ihr gehört ab sofort einem chinesischen Fabrikanten von Plastik-Sitzschalen. Zeit also, sich schnell die Stehränge auf dem Tivoli zu sichern. Lange wird es die nach Stand der Dinge wohl nicht mehr geben. Aber wen interessiert das schon? Dich etwa Sascha, in Madrid?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Ja, Stephan – was soll ich dazu sagen? Vielleicht in etwa so, als ob da oben bei Dir ein Sack Reis umfällt. Meine Meinung steht da felsenfest: Traditionsvereine – die sollen doch Tischtennis spielen – in Grenzau oder Jülich. Und übrigens – diese Schaltung hier nach Madrid wird Ihnen präsentiert von Rakuten – Rakuten, Ihr Online-Marktplatz für den etwas besseren Menschen. Wer präsentiert denn eigentlich diese Schaltung zu Dir, Freddy?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Diese Schaltung wird präsentiert von WILKINSON – der Rasur für den besseren Menschen! Und damit schalten wir gleich noch mal wieder rüber zu Dir, Sascha – und zwar präsentiert von PORNHUB – der Masturbations-Seite für den besseren Menschen.

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Apropos “bessere Menschen” und “Masturbation” – da sind wir hier bei Real Madrid genau richtig: Die Thekenmannschaft aus Rivenich hält sich als Gast des ersten metrosexuellen Vereins der Fußballgeschichte überraschend gut. Es steht nach wie vor 0:0. Also, nicht dass das hier im Vordergrund stünde, aber vielleicht sei diese sportliche Randbemerkung ja gestattet. Und bevor ich es vergesse: Denken Sie dran, liebe Zuhörer dort draußen an den Radiogeräten: Nachher auf „Amazon Prime“ die neue Dokumentation über den Stuhlgang- von Pep Guardiola anzuschauen. „Peps Shit“ heißt der neue heiße Scheiß unter den Dokumentationsreihen im angebots- und akteurszentrierten Internet-Fernsehen. Das können Sie sich als Amazon Prime-Mitglied natürlich exklusiv anschauen. Also einschalten, wenn Sie Pep Guardiolas Sitzungen nicht verpassen möchten. Und wer möchte das schon?

Na ob diese fäkale Dokumentation hier in Madrid auch die Massen elektrisiert? Man weiß es nicht. Aber vielleicht ist ja was dran an den Gerüchten, dass der Katalane zu Real wechselt, wenn der Verein nach New York City zieht. So vögeln es jedenfalls die Twitter-Zwitscher bereits vielsagend von ihren Dächern. Aber auch das ist Schnee von morgen, wie Jens Jeremies sagen würde. Eben jener Jens Jeremies, der jetzt gerade für die Salmtal-Schänke den Ball führt und seine gut 115 Kilogramm in Richtung Sergio Ramos bewegt. Also gut, bleiben wir ausnahmsweise mal beim Sport. Schauen wir einfach mal, was da unten auf dem Grün des bald weg planierten Estadio Santiago Bernabeu passiert. Da nimmt nämlich gerade Ramos Fahrt auf, um Jens Jeremies, der scheinbar den Tag mit einem zünftigen Frühschoppen begonnen hat und bereits ordentliche Schlagseite offenbart, nach alter Väter Sitte wegzuflexen. Doch was ist das? Just in dem Moment, in dem Ramos zur Todesgrätsche abhebt, macht Jeremies eine Bewegung, die ich so auch noch nicht gesehen habe. Er versucht nach links zu gehen und fällt nach rechts. Der einstige Bayern-Star kann sich aber gerade noch auf den Beinen halten, um das Leder hoch in den Real-Strafraum zu schaufeln. Und dort wartet Adolf Kasseler, ein jahrelanger Stammgast der Salmtal Schänke, der seine Karriere eigentlich bereits in der C-Jugend beendet hatte, weil er nicht länger auf Naturrasen trainieren wollte. Und jetzt steht dieser Adolf Kasseler frei vor Gianluigi Donnarumma, dem sich als divers geouteten italienischen Nationaltorwart. Und Adolf Kasseler nimmt den Ball an und – versenkt ihn im Tor. Ja, das gibt es doch nicht! Ja, soll denn der Sport heute doch noch jemanden interessieren? Es steht 1:0 für die Salmtal-Schänke gegen Real Madrid.

Und hören Sie, was hier los ist. 

Genau – sie hören nichts, denn – klar – wer ist in der 23. Minute auch ernsthaft noch auf seinem Platz im Stadion? Aber warten wir einfach mal ab, bis sich dieses Ergebnis auch in den VIP-Logen und Business-Seats herumgesprochen hat. Bis dahin, lieber Freddy, schalten wir noch einmal zu Dir. Wie sieht es in Kobe aus? Was machen Poldi und Schweini? Und vor allem: Was macht der japanische Markt?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Sascha, der japanische Markt? Auf die Kaymans haben sich im weiten Rund der Moritz Fiege-Arena gerade einmal 18 Japaner eingefunden, die nach Kräften ihr Vissel unterstützen. “Vissel, Vissel, Kobe, Kobe” Unermüdlich und unerschütterlich singen sie. Aber das Team um Lukas Podolski, Andres Iniesta – der in den letzten vier Jahren fünfmal zum Welttorhüter gewählt wurde – erst nach seinem Wechsel vom FC Barcelona, der inzwischen in Düren ansässig ist und von Mäzen Andi Schulz geführt wird – erst dann kam sein echtes Talent im Tor zum Vorschein. 

Podolski, Iniesta sowie der  Lebensmittelstürmer Oli Boldin – der mit 7 Milliarden Hong Kong Dollar teuerste Transfer der Fußballgeschichte – verlieren sich ein wenig in von Trainer Werner Thelen vorgegebenen Taktik “Flach spille, huh jewinne”. Die wichsenden Zwillinge, wie Trainer Thelen die Topspieler des Gegners aus Chicago Kevin de Bruyne und Marvin Plattenhardt nennt, hat er in Manndeckung nehmen lassen. “Un wenn die aufs Klo gehen, geht ihr mit!” lautete die unmissverständliche Anweisung an die japanischen Vorstopper Washi und Duschi.

Ja, Werner Thelen, der zur Überraschung aller seit Saisonbeginn das Traineramt bei Vissel Kobe bekleidet… Aber dazu später mehr. Das Spiel läuft schleppend. 

Auch hier sind wir etwas später dran als bei Euch in Madrid, weil in der 11. Minute – der offiziellen Blatter-Minute – das Spiel für weitere 11 Minuten unterbrochen wurde, da der Namensgeber dieses wundervollen Pokals für sein Lebenswerk geehrt wurde. Lothar Matthäus und Gerhard Schröder überreichten ihm die “Vladimir-Putin-Plakette”, die höchsten Auszeichnung, die die FIFA zu vergeben hat – vielleicht einmal abgesehen von der Weltmeisterschaft selbst, die übrigens heute – so viel wurde am Nachmittag bekannt – für das Jahr 2026 an Saudi-Arabien vergeben wurde. Darauf – liebe Zuhörer – dürfen wir uns schon jetzt alle freuen, wenn der Fußball endlich wieder nach Hause kommt. Und wo außerhalb Riads wäre er da besser aufgehoben? Aber ich schweife schon wieder ab. Hier führt nun Bastian Schweinsteiger den Ball nach vorne, angefeuert von Lukas Podolski…

STEPHAN AUS PEKING:

TOOOOOOR in Peking! Sorry für die Unterbrechung Freddy. Hier steht es 1:0 für unseren kleinen Freunde aus Ghuangzou. Es war Rückkehrer Cristiano Ronaldo – wer auch sonst – der den jungen Emil Pekong aus Leipzig austantzte und locker leicht zum Führungstreffer für die favorisierten Chinesen einnetzte. Keine Chance für den erst 14-jährigen Pekong, der aus der RB-Akademie kommend so einen steilen Karrierestart hingelegt hatte, als er mit 13 nach Leipzig gekommen war und von seinem Spielerberater Volker Struth sehr zu Recht als “astreines Material” tituliert worden war. In dieser Szene bekommt er seine Material-Grenzen aufgezeigt und wird nun erbarmungslos und unter Tränen von seinem einstigen Mentor Ralf Rangnick ausgewechselt. Der ruft ihm über den gesamten Platz zu: “If you do not perform, you are out!”.

Ja – so ist das. Cristiano Ronaldo jubelt derweil verdientermaßen. Der alte portugiesische Haudegen hat mal wieder zugeschlagen und steht kurz davor die Erstauflage des Sepp-Blatter-Pokals bereits zum zweiten Mal zu gewinnen. Ja, gibt´s denn das? Ja, das gibt es. Warum auch nicht? Aber ich hatte Dich gerade unterbrochen, Freddy. Was ist denn aus dem Angriff von Schweini und Poldi geworden?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Noch nichts, Stephan, Poldi und Schweini – oder korrekterweise Mister Ivanovic – wie Basti Schweini ab sofort aus internationalen Vermarktungsgründen nur noch genannt wird – haben nach einem Zeichen des Match-Regisseurs am Spielfeldrand so lange gewartet bis der Torjubel in Peking wieder abgeklungen war und wir wieder live drauf sind.

Die erste Hälfte neigt sich jedenfalls – ohne nennenswerte Highlights – der Volkswagen Halbzeitshow entgegen. Zwischen Vissel Kobe und Neururers Chicago Fire steht es 0:0. Und noch immer wurde Cheftrainer Neururer noch nicht gesehen… Wie lange ist bei euch noch zu spielen, Sascha? Ich rufe Sascha in Madrid.

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Die Frage kommt zur genau richtigen Zeit, lieber Freddy. Hier hat der kleine Kevin Müller aus Paderborn, das McDonalds Junior-Tüten-Schiedsrichterchenpünktlich nach 40 Minuten zur Halbzeit gepfiffen. Kevin Müller hatte sich seinen heutigen Einsatz mit der Bestellung von vier Chicken Mc´Nuggets verdient und Farid al-tot-auf-der-Baustelle in der 11. Minute – der Blatter-Minute – ersetzt. Stand zur Pause also: Real Madrid 0, Salmtal Schänke 1. Hier geht es also jetzt endlich weiter in den Business-Seats des Bernabeu. Endlich werden jetzt Geschäfte gemacht, unsinnige Vereinsrechte abgeschafft und Fernsehzeiten vergeben. Oder wie der gute alte Sepp Herberger sagen würde: Das Lukrative muss ins Widerliche! Wird denn noch in Peking gespielt, Stephan?

STEPHAN AUS PEKING:

Sascha – auch hier ist Halbzeit. 1:0 für die Chinesen gegen frustrierte Rasenballer aus Leipzig, wie sie ja früher noch hießen. Aber liebe Freunde: Der Käse ist noch lange nicht gerollt! Oder wie die Chinesen sagen würden: “Der Drops ist noch lange nicht gelutscht!”. Oder wie die Leipziger sagen würden: “Die Glatze ist noch lange nicht rasiert!”. Auch hier geht es nun in den Business-Bereich. Bei Dir auch Halbzeit, Freddy?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Ja, Stephan. Gerade hat Walter Eschweiler, dieses Fleisch gewordene Zugeständnis an die letzten Fußballromantiker zur Pause gepfiffen. Beim Gang in die Kabine scherzte er noch mit Lukas Podolski herum, nannte ihn seinen steinreichen Freund, und fragte diesen nach dessen Frau und Eschweilers Kindern. Immer für einen Kalauer zu haben, der Walter. Also – auch hier kurze Pause. Und der Hinweis an die Zuhörer zu Hause an den Volksempfängern: Wenn Sie die zweite Halbzeit und damit die Entscheidung um den Sepp-Blatter-Pokal hören möchten, denken Sie daran: Das geht exklusiv über “DerVatter un DAZN” – Ihr Sender für zweite Halbzeiten. Aber wem ich erzähle ich das? Wir hören uns gleich wieder. Bis gleich.

HALBZEIT:

Bevor es also weiter geht, liebe Zuhörer in der Hammond Bar und an den Weltempfängern dort draußen, kommen wir erst einmal zur Verkehrslage. Los geht´s: 

A1 Bremen Richtung Münster zwischen Osnabrück, Bremer Brücke und Kevin Großkreuz Lotte Richtung Ahlenfelder Kornfeld. 2 Kilometer stockender Verkehr an einer Braustelle.

A40 – Rot-Weiß Essen Richtung Duisburg zwischen Essen-Holsterhausen und Mühlheim-Heimaterde. 6 Kilometer Stau. Die Strecke ist wegen Bauarbeiten am Kader von Alemannia Aachen voraussichtlich bis Mitte 2031 gesperrt. Ehrenamtliche Helfer schenken heißen Tee an die wartenden Autofahrer aus. 

A565 Bonn Richtung Mertesacker zwischen Bonn-Kroos und Bonn-Hardtberg mehr als 30 Minuten Puls und 4 Kilometer Stau. Wegen Bauarbeiten am Ego von Paul Pogba ist nur ein Fahrstreifen frei. Wir empfehlen alternativ das Ego von Simon Terodde. 

ZWEITE HALBZEIT:

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Also – fahren Sie bitte vorsichtig liebe Autofahrer im Sektor. Wir können nämlich nicht auf Sie aufpassen. Denn wir sind alle äußerst gespannt, wie das nun hier ausgeht mit dem Sepp-Blatter-Pokal. Und hier in Madrid ist gerade wieder angepfiffen worden. Das McDonalds-Schiedsrichter-Kind Kevin Müller aus Paderborn hat das Spiel freigegeben. Und oben von der Tribüne winkt nun in einem wunderschönen Zweireiher, er selbst von der Tribüne in das leere Rund des Bernabeu: Sepp Blatter. Eben noch auf den Kaymans, jetzt schon in Bernabeu – ein Teufelskerl, dieser Sepp! Und es sieht ganz so aus, als würde er sich tatsächlich das Spiel dort unten anschauen. Ja er setzt sich hin, um das letzte Spiel im Bernabeu zu sehen. Tumulte nun in den Logen, wo sich die Sponsoren durch diese unerwartete Geste Blatters genötigt sehen, Fußball zu gucken. Widerlich! Das muss ich erst einmal sacken lassen, Freddy. Wie ist Stand der Dinge auf den Kayman Islands?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Wunderbar, Stephan. Die Walt Disney Halbzeitshow powered by Disney ist soeben mit der United Icecream-Challenge powered by Mangal Döner zu Ende gegangen und die Spieler von Vissel Kobe und Chicago Fire stehen bereit zum Anpfiff. Dieser Anpfiff wird Ihnen präsentiert von der Hammond Bar – der größten Kneipen-Kette der Welt.

Werner Thelens Team aus der japanischen Großstadt hat Anstoß. Lukas Podolski spielt zu Lars Podolski und weiter zu Thomas Podolski. Ja, sie hören richtig. Es gibt mittlerweile 7 Podolskis im Team von Vissel Kobe. Dies hat allerdings nichts mit der Fruchtbarkeit des Kölschen Jung aus Bergheim zu tun. Die Begeisterung für den Kölschen Jung aus Bergheim hat dazu geführt, dass sich viele Mitspieler haben umbenennen lassen. Was die Arbeit Werner Thelens erheblich erleichtert. Der Trainer-Gigant aus Merzenich steht zumeist an der Seitenlinie und ruft: “Pooooooldiiiiiii. Spill zum Poooldiiiiiii…” Eine Taktik, die selbst Pep Guardiola noch nicht entschlüsseln konnte…

Jetzt ist Podolski am Ball. Auf links. Passt quer zu Podolski, zurück zu Iniesta, der zu Podolksi. Jetzt schickt Podolki den Lebensmittelstürmer steil und Toooooooooooor.

Nein!!!!!!!! Doch kein Toooooorrrrrr. Der Videoassistent-Assistent des Videoassistenten hat seinem Assistenten ein Signal gegeben. Der Lebensmittelstürmer soll beim Pass Podolskis eine Zigarette im Mundwinkel gehabt haben. EINE ZIGARETTE. Dabei besagt FIFA-Regel 387, Absatz 3 der Calmundschen Regelreform von 2021, dass ab der 46. Minute nur noch frittierte Butter als Genussmittel auf dem Platz erlaubt ist. 

Videoassistent-Assistent des Videoassistenten hat seinem Assistenten also einen unmissverständlichen Hinweis gegeben, der erneut geprüft wird. Diese Überprüfung wird präsentiert von Kerrygold.

Ja, es kommt langsam Leben in die Partie. Peterroeb läuft sich mittlerweile auch am Seitenrand warm, nachdem er seine Schuhe im Schuhkarton aus seinem Smart in der Tiefgarage geholt hat. 

Die rund 1.234 Zuschauer in der Moritz-Fiege-Arena haben erstmals ihre Blicke von den Displays ihrer Smartphones erhoben. So eine Überprüfung des Assistenten des Videoassistent-Assistenten des Videoassistenten hat schon seinen ganz besonderen Reiz…. Apropos Reiz: Reizt Ralf Rangnick sein Team zu Höchstleistungen, um auch in Peking die Zuschauer aus ihren gepolsterten Sitzen zu reißen?

STEPHAN AUS PEKING:

Ja, Freddy – auch hier scheinen sich die Zuschauer plötzlich für den Fußball zu interessieren. Dieser erstmals ausgespielte Pokal wäre tatsächlich die erste internationale Trophäe für einen Verein aus dem Reich der Mitte. Und das scheint die Leute hier zu beflügeln. Aber auch die Mannschaft von Ralf Rangnick wittert ihre Chance auf den Pokal. Was wäre das für eine Genugtuung für Sachsen, das erst vor kurzem in den Freistaat Bayern abgeschoben wurde. Denn auch hier wurde seit Heike Drechsler kein Pokal mehr nach Hause gebracht. Auf der rechten Seite setzt sich aber nun erst einmal der brasilianische Altstar Neymar da Silva Santos Júniordurch. Da lässt er den Leipziger Außenverteidiger Marita Koch stehen, als wäre dieser eine…

Aber nein, Koch schnappt sich den Ball, nachdem sich der Brasilianer wie aus dem Nichts auf dem Boden wälzt. Statt einer Torchance für die Chinesen treibt Koch das runde Leder nun seiner- oder ihrerseits nach vorne. Oben auf der Tribüne springt Dietrich Matteschitz auf und brüllt Koch nach vorne. Und Koch nähert sich jetzt verfolgt von ihrer alten Widersacherin Jarmila Kratochvilova dem chinesischen Tor und schiiiiiesst – GEHALTEN! Eine Weltklasse-Parade von Oliver Kahn, der seit seinem Comeback in China als die “chinesische Mauer” im Tor von Gunagzhou gilt. Toll, der Olli! Toll, der Titan! Hier gibt es einen Eckstoß. Wir geben aber vorher noch einmal ab an Sascha in Madrid. Was macht die Salmtal Schänke?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Stephan – so etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt. Das Stadion, Stephan – das Stadion. Da sind Leute drin! Nicht zu fassen! Und das nicht nur auf dem grünen Rasen, auch auf den Rängen. Der Wahnsinn! Und da unten, da geht nun Toni Kroos ab, verfolgt von seinem eigenen Kamera-Team, das nun schon seit Jahren versucht eine gute Aktion des Fleisch gewordenen Scheitels einzufangen. Kroos geht vorbei an Jeremies und Ansgar Brinkmann. Die beiden können einem leid tun. So betrunken kann man nun wirklich kein Fußball spielen. Und so hat Kroos nun wirklich keine Probleme, wohl aber sein privater Kameramann, der ins Trudeln gerät, so dass Kroos auf ihn warten muss. Der rappelt sich aber schnell auf und Kroos marschiert weiter. Was für ein Solo! Und nun schießt er! Und, und – Tooor, NEIN! GEHALTEN VON TONI! Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott! Entschuldigen Sie die Begeisterung, die Fußballlaien werden uns für verrückt erklären. Und Kroos, der Major, der groaßrtige Fußballspieler aus Budapest. Er hämmert die Fäuste auf den Boden, als wolle er sagen: Ja ist denn das möglich, dieser Schuss. Aber ja, es ist wahr: Unser Toni hat ihn gemeistert. Ebenfalls Ecke hier in Madrid. Wann gibt es die nächste Ecke auf den Kaymans, Freddy?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Sascha, Ecken sind auf den Kaymans Mangelware. Hier kennt man Schlupflöcher. Aber Ecken? Nein! Dafür ist jetzt wieder Podolski am Ball, der zu Podolski passt… Aber der Pass kommt nicht an und Basti…. ähhh Herr Ivanovic hat die Kugel erobert. …. Aber der Schiedsrichter unterbricht das Spiel. Prof. Dr. Dr. Dr. Felix von Brych schaut auf seine Uhr und deutet zum Mittelkreis. Tor. Toooooor für Kobe. Ja, wie wunderbar. Dieses wunderbare Tor von Lebensmittelstürmer Oli Boldin zählt nun doch. Endlich wurde für Gerechtigkeit gesorgt – schließlich weiß doch jeder, das Oli schon vor Jahren auf Butterstäbchen umgestiegen ist. Nach lediglich 8-minütiger Überprüfung wurde Fairness hergestellt… 

STEPHAN AUS PEKING:

ELFMETER IN PEKING! ELFMETER IN PEKING! Entschuldige bitte, Freddy! Aber was niemand mehr für möglich gehalten hätte, kann nun doch noch passieren: der Ausgleich für Redbull Rasenball Rangnick Leipzig. Und da gibt es absolut nichts zu deuteln. Neymar, der ja eigentlich für Peking aufläuft, wird im eigenen Strafraum ohne gegnerische Einwirkung glasklar umgesenst. Ein glasklares Schwalben-Foul. Besser und schöner geht es nicht… und da gab es nur eine Entscheidung: Elfmeter! Und das ist sie die große Chance für Leipzig. Aber es dauert noch ein paar Sekunden bis zur Ausführung. Daher geben wir noch einmal ganz kurz nach Madrid. Wie sieht es bei Dir aus, Sascha? Steht Real ebenfalls kurz vor dem Ausgleich?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Ja, in der Tat. Hier gibt es Freistoß für Madrid – 20 Meter, Mittelstürmer-Position. Und wer sonst als Yoshi Takahashi könnte hier die Schießung foxieren? Adolf Kasseler hatte die Foulung foxiert und der Schiedsrichter daraufhin die Pfeifung. Und nun schießt der Gefoulte selbst. Er rollt seine Shorts hoch, zeigt seine Oberschenkel, spreizt die Beine und beginnt seine Konzentrationsphase. Ich fürchte, das dauert hier noch ein bisschen. Daher noch einmal rüber  zu Dir, Stephan. Wird der Elfmeter schon ausgeführt? 

STEPHAN AUS PEKING:

Ja, der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt. Die Kreide ruht noch friedlich vor sich hin, aber gleich wird sie stauben, so viel steht mal fest. Denn nun steht keine Geringerer als Klaus Augenthaler bereit, um hier für den Ausgleich zu sorgen – der Altstar und Weltmeister von 1990 – präsentiert von Paulaner Weißbier. Und der Auge schaut rüber zum Schiedsrichter, der in seine Trillerpfeife, präsentiert von PFEIFFER VAKUUM dem Marktführer für Vakuumtechnik und -pumpen, bläst. Kurzer Anlauf und mit seiner rechten Klebe schweißt Augenthaler das Leder ins Toooor! Mehr geht nicht – keine Chance für Oliver Kahn, der nun enttäuscht am rechten Pfosten sitzt und auf einem Kornblumen-Stengel herum kaut. Ja, Olli – da war nichts drin für Dich. 1:1 in Peking. Na – das gibt ein Fest in Leipzig. Und was bedeutet das nach jetzigem Stand? Real Madrid liegt 0:1 hinten. Aber Vissel Kobe mit Lukas Podolski liegt vorne. Ja, soll denn der Sepp-Blatter-Pokal tatsächlich nach Japan gehen? Freddy, wie sieht es aus in der Stadt der stattlichen Rinderhälfte?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Ohhhhhhh, Stephan. Hier beginnen die Japaner bereits zu feiern. Ihre Plätze haben sie bereits in der Halbzeitpause akkurat vom Müll befreit und nun gehen die gut 1.234 Zuschauer im Stadion mal so richtig steril steil. Und mittendrin drei Deutsche: Werner Thelen, der Lebensmittelstürmer und Lukas Podolski. Na, die werden hier posthum zu Nationalhelden erklärt, wenn der Titel tatsächlich nach Kobe gehen sollte. Entsprechend hektisch geht es am Spielfeldrand zu. Werner Thelen fräst förmlich eine immer tiefer gehende Spur in die Tartanbahn der “Guido-Buchwald-Arena”. Ja, die Moritz-Fiege-Arena heißt in jeder zweiten Hälfte Guido-Buchwald-Arena. Aber da fragt hier niemand mehr nach, wenn das wirklich klappen sollte. Was ist denn aus dem Freistoß in Madrid geworden, Sascha? Wurde die Schießung schon foxiert?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Hier dauert die Konzentrationsphase von Yoshi Takahashi immer noch an, lieber Freddy. Nach wie vor steht der japanische Fußballer des Jahres in den Diensten von Real Madrid breitbeinig vor dem Spielgerät. Eine Geste, die wir alle noch aus den guten alten Zeiten des Fußballs kennen, als die Spiele noch auf drei Pay-TV-Sendern übertragen wurden und ein Spieler noch für 80 bis 100 Millionen Euro den Verein wechseln durfte – gute alte Zeit. Aber die ist lange vorbei. Die Gegenwart heißt Yoshi Takahashi und der konzentriert sich nach wie vor und zeigt dabei seine Oberschenkel, was immerhin mehr und mehr weibliche Fans im Alter von 14 bis 17 Jahren an die Bildschirme locken dürfte. Wir warten und geben noch einmal rüber zu Dir Stephan. Wie sieht es in Peking aus?

STEPHAN AUS PEKING:

Hier laufen die letzten Spielminuten, Sascha. Und beide Seiten scheinen darauf zu spekulieren, dass in Kobe noch der Ausgleich fällt. Denn wenn es bei diesem 1:1 bleibt, wird es nichts mit dem ersten Titel für Red Bull Leipzig – nicht, dass das jemand schade fände, aber das ist die Situation und die ist Chronistenpflicht. Anstatt zu attackieren, schieben sich die Sachsen aus Frankreich, Brasilien, Schwaben, Slowenien und Schweden den Ball in der eigenen Hälfte zu, ohne irgendeine Anstalt zu machen noch ein Tor zu erzielen. Fast könnte man meinen, die wissen mehr als wir. Aber was soll das schon sein. Die Ausgangslage ist klar…

FREDDY VON DEN KAYMANS:

TOOOOOOOOR in Kobe! TOOOR in Kobe. Ich werde bekloppt, Stephan. So ein Tor habe ich noch nicht gesehen! Chicago is on Fire! Und wer sonst als Bastian Schweinsteiger – ach was Heeeeeeerrrrrrrr IVANOVIC – hätte es schießen können – fast schon kitschig, wie der Mister IVANOVIC in seinem letzten Spiel für Chicago hier die Bude macht. Nach einem Foul von Lukas Podolski am linken Auge blutend und von schweren Krämpfen geplagt, schoss der Schweini, sehen sie es mir nach, – noch während er von Fire-Vereinsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt behandelt wurde – aus 65 Metern einfach mal auf das Tor von Kobe und da schlägt das Leder ein als hätte es nie etwas anderes getan. Absolut unhaltbar für den Torhüter der Japaner, Andres Iniesta. Da kann er nur noch tatenlos zusehen. Unfassbar! (Dieser Ausruf wird präsentiert von Osram) Und was heißt das jetzt? Red Bull ist Sepp-Blatter-Pokalsieger? Oder passiert noch was in Madrid, Sascha? Denn wenn Madrid noch ausgleicht – ja dann, dann bin ich ratlos. Dann stehen ja drei Mannschaften punkt- und torgleich an der Spitze. Keine Ahnung, was dann passiert? Wird denn der Freistoß endlich ausgeführt, Sascha?

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

Nein, Freddy. Der Freistoß wird nicht mehr ausgeführt. Stattdessen ertönt hier jetzt gerade der Schlusspfiff. Schiedsrichter-Kind Kevin Müller hat die Faxen dicke. Das Spiel hier in Madrid ist aus, vorbei, zu Ende. Yoshi Takahashi hingegen verharrt nach wie vor in der Konzentrationsphase, ohne irgendeine Anstalt zu machen, auch zu schießen. Seine Mitspieler verlassen genervt das Spielfeld. Es ist bereits das dritte Spiel, das aus diesem Grund ergebnislos abgepfiffen wird. Klaus Toppmöller und seine Jungs hingegen – die feiern den Auswärtssieg in Madrid. Na, das wird eine Sause geben in der Altstadt von Madrid heute Abend. Mütter haltet Eure Töchter fest! Das könnte länger dauern heute Abend. Leider kommt der Sieg etwas zu spät, um auch noch den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Das allerdings wird die Rivernicher und deren Lebern nicht interessieren. Die werfen nun ihren Trainer und Wirt Klaus Toppmöller in die Höhe und freuen sich über den Sieg. Ja, ist das erfrischend – junge und alte Männer, die sich über Fußball freuen – dass es so etwas noch gibt. Da kommen einem fast die Tränen. Und das ganze Spektakel im letzten Spiel im altehrwürdigen Estadio Bernabeu hier in Madrid, wo nun die Lichter ausgehen. Ich darf mich verabschieden, liebe Freunde. Gute Nacht, Fußball! Ich gehe mir jetzt mit meinen Freunden aus der Salmtal-Schänke ordentlich einen hinter die Binde kippen. Heidewitzka! Aber Sie liebe Zuhörer bleiben bitte noch dran, denn wir wollen noch hören, wie das weitergeht. Stephan, wie läuft es in Peking?

STEPHAN AUS PEKING:

Auch hier ist Schluss, mein Lieber! Totale Konfusion! 1:1 lautet das Endergebnis! Auch wir wissen noch nicht, wer denn nun den Sepp-Blatter-Pokal gewonnen hat. Weiß jemand in Kobe Bescheid, Freddy?

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Nein, Stephan. Auch hier bleibt es beim 1:1, womit sowohl Kobe als auch Red Bull punktgleich sind.

SASCHA AUS DEM BERNABEU:

POKALÜBERGABE IN MADRID. POKALÜBERGABE IN MADRID.

Sorry, lieber Freddy, wenn ich Dich noch einmal unterbrechen muss und mich doch noch einmal melde. Denn während sich Yoshi Takahashi immer noch konzentriert, hat sich Gianna Infantino kurzerhand den Pokal geschnappt und übergibt diesen nun an Sepp Blatter. Der rüstige Schweizer ist sichtlich gerührt, dort oben auf der Ehrentribüne, nimmt den ersten “Sepp-Blatter-Pokal” entgegen und reckt ihn nun überschwänglich in das weite Runde des Estadio Bernabeu, das aber menschenleer ist. Was für eine Szene! Ach Fußball, Du kannst so schön sein! Und jetzt wird es noch schöner – denn der sichtlich angefasste und längst rehabilitierte Sepp Blatter nimmt sich die Gianni-Infantino-Fairplay-Medaille und streift sie Gianni Infantino über. Stephan und Freddy: Emotionale Szenen vor leeren Rängen! Und mit dem Konfetti-Regen aus kleinen Papierschnipseln auf denen die lachenden Gesichter von Infantino und Blatter abgebildet sind, möchte ich schließen. Wie groß ist die Enttäuschung in Kobe und Peking? 

FREDDY VON DEN KAYMANS:

Die Moritz-Fiege-Arena, wie sie nach Abpfiff wieder heißt, ist erstarrt. Eine flirrende Kälte, präsentiert von Buderus Heizkörpern, zieht über die Kaymans. Die Spieler von Vissel Kobe und Chicago Fire schauen regunslos auf ihre Smartphones, die sie während der Partie in den FIFA-Brustbeuteln um den Hals trugen… 

Und plötzlich taucht Peter Neururer auf. Schlägt aus Protest mit einem Neuner Eisen ein Loch in den Elfmeterpunkt und zieht schnaufend wieder ab. Ratlosigkeit, entsetzen, Stille…  Die sieben Podolskis verteilen Eis. Wahlweise auch Döner. Präsentiert von Straßenkicker “Liebe deine Stadt”. Wie sieht die Stimmungslage in Peking aus, Stephan?

STEPHAN AUS PEKING:

Hier in Peking ist ebenfalls Ernüchterung das Gebot der Stunde. Ralf Rangnick sitzt auf der Red Bull Bank, mit einem Handtuch über dem Kopf, leise weinend. Die Chinesen dagegen sind längst in ihre Sporthallen zurückgekehrt, um sich wieder dem Tischtennis-Spiel zu widmen – zurück in die Welt des Topspins, der Anti-Beläge und der Schnittaufschläge. Da kennen sie sich aus, da sind sie zu Hause. Ich glaube kaum, dass der Fußball nach dieser Schlussphase eine Zukunft hat hier in China, immerhin dem Land der WM 2030. Aber sei´s drum! Unser Glückwunsch geht nach Madrid – an die Herren Blatter und Infantino. Und damit zurück ins Funkhaus und zurück in die Hammond Bar. Vielen Dank an die Zuhörer da draußen – bleibt sportlich und Prost!

Diese TORWORT-Konferenz war Teil des großen TORWORT-Comebacks im September 2018 in der Kölner Hammond Bar. Gelesen wurde sie von Sascha Theisen, Frederic Latz sowie als besonderem Gast des Abends – vom unvergleichlichen Stephan Kaußen.

Sascha Theisen

STAMMPLATZ-Gründer und Fußball-Romantiker